Der Text ist der Text. So eine alte und viel zu wenig beachtete Theaterregel. Viele Annäherungen an Stücke, insbesondere an die Klassiker, bauen auf ein Fundament aus Story, zeitgemäßem Erzählen und modernen Theatertechniken. Das wird dem Text, der genuinen Hinterlassenschaft eines Autors nicht gerecht. Man muss den Autor respektieren, muss unterstellen, dass Worte nicht wahllos gewählt, jeder Satz gezielt gesetzt wurde.
Nur wer den Text verstanden hat weiß, was er erzählt und legitimiert sich für das Setzen von Abweichungen, Streichungen, schafft Spielraum für Interpretationen. Diese Annäherung an Sprache ist mühsam. Und doch ist Sprache die Basis unserer Gesellschaft und Unverständnis die Ursache für ihre Probleme. Dieser Ansatz ist grundlegend für meine Theaterarbeit mit Christoph Wehr.

Thomas E. Emmert studierte Historisch-Vergleichende Sprachwissenschaft und Linguistik. Er war als Dramaturg u.a. für pretty ugly tanz köln, die Wuppertaler Bühnen und Theater&Philharmonie Thüringen tätig, unterrichtet und leitete soziokulturelle Projekte und Weiterbildungen, u.a. für dm-markt und die Landesmedienanstalt Thüringen.
Für „Kabale und Liebe” widmet sich Thomas E. Emmert der Dramaturgie.