AUSCHWITZ & das gesunde Volksempfinden
eine Annährung
„Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“
(Ex-Bundespräsident Joachim Gauck)
Vor 73 Jahren wurde das KZ Auschwitz durch die rote Armee befreit. Das Leid der Lagerinsassen fand ein Ende und gleichzeitig wurde die Monstrosität der industriellen Menschenvernichtung offenbar.
Effizienz und Grauen dieser Vernichtung zeigen, dass wir der Opfer des Nationalsozialismus nicht gedenken können, ohne die Täter einzubeziehen. Chauvinismus, Rassentheorie, Antisemitismus und eine biologistisch begründete Moral schufen das gesellschaftlich gestützte Konzept der Täter, das auch nach 1945 weiterlebte.
„Wir haben nichts gewusst!“
Die Ignoranz dieses Ausspruchs gewinnt heute, durch den zeitlichen Abstand und neue politische Demagogen, wieder an Brisanz, denn dieses „Nicht-Wissen“ war und ist zeitlos abhängig von Interesse, Aufnahmevermögen und Empathie in Bezug auf die gesellschaftlichen Verhältnisse.
Die Lesung Auschwitz & das gesunde Volksempfinden ist als Präsentation zur Aufarbeitung zum Thema Nationalsozialismus für Schulen [und jeden, der die Geschichte nicht „endlich ruhen lassen“ will] konzipiert. Sie erweitert den Unterrichtskomplex durch anschauliches, kontextualisiertes Material. Die deutsche Geschichte, die im Massenmord in den Konzentrationslagern mündete, wird aus der Täter- wie Opferperspektive, in dokumentarischen und literarischen Texten beleuchtet, um den gesellschaftlichen Rahmen erkennbar werden zu lassen, der ihren Hintergrund bildete. Wenn wir die Bestialität der Vernichtungsmaschinerie verstehen wollen, müssen wir sie als das Resultat einer gesellschaftliche Normalität erkennen.
Nach wie vor gilt es aus der Geschichte zu lernen, denn genauso wenig wie damals „die Nazis vom Himmel fielen und das deutsche Volk unterjochten“, sind sie heute verschwunden und wir vor ihren politischen und gesellschaftlichen Thesen gefeit.
Jede Epoche hat ihre historisch spezifischen Eigenheiten, die eine Entwicklung begünstigen, hemmen oder vorantreiben, und vor allzu vereinfachenden Vergleichen zur Gegenwart sei ausdrücklich gewarnt.
[Sicher ist die AfD von heute keine NSDAP von 1933, jedoch bedienen sich ihre inhaltlichen Botschaften gerne sprachlich ähnlicher Metaphern, und ihre Nähe zu gewaltbereiten Organisationen ließe Assoziationen an die Schlägertrupps der SA zu. Auch hier gälte es, den gesellschaftlichen Boden zu untersuchen, der eine solche öffentliche Radikalisierung möglich macht. Diese Aufgabe aber kann nur in einer anschließenden, expliziten Aufarbeitung, z.B. im Unterricht, erfolgen, implizite Botschaft der Lesung ist ein solcher direkter Vergleich nicht.]
Doch unabhängig aller Differenzierungen zwischen alter und neuer Rechten, berufen sich beide auf die Funktion als Sprachrohr und Willensausdruck des Volkes zu gelten. Diese Vereinnahmung, die nicht bloße Toleranz, sondern Legitimation und Zuspruch [durch das Volk] beinhaltet, verlangt eine Positionierung. Wir dürfen dieser [aktuellen] Entwicklung gegenüber nicht gleichgültig sein und sie als „alternativlos“ hinnehmen, denn Akzeptanz oder Teilnahmslosigkeit begünstigen die gesellschaftspolitische Radikalisierung. So werden wir zu Unterstützern des Extremismus.
Unter Bearbeitung der Texte und Dokumente von:
Bertolt Brecht, Viktor Frankl, Heinrich Himmler, Adolf Hitler, Rudolf Höss, Viktor Klemperer, Fillip Müller, (Sonderbehandlung), Jan Philipp Reemtsma, Rudolf Vrba, (Ich kann nicht vergeben), u.a.
Dauer: ca. 90 Minuten anschließend ist eine Diskussion möglich/erwünscht Koproduktion mit; WildWuchs Theater e.V. weitere Informationen und Buchungen unter: Christoph Wehr
Die Lesung Auschwitz & das gesunde Volksempfinden steht im Zusammenhang mit dem Projekt ANSTÄNDIG GEBLIEBEN, das in Kooperation mit interessierten Partnern (Schulen, Vereinen, Jugendinitiativen, freien Künstlern, etc.) gemeinsam entwickelt werden soll. Wir wollen unterschiedliche Darstellungsformen ergründen, innerhalb derer die inhaltlichen Schwerpunkte darstellbar sind.